Mai 11, 2022 | Oder-Ausbau, Pressemitteilungen

Oder-Ausbau, Stör mich nicht! – Landtagsabgeordnete Sahra Damus beim Störbesatz an der Oder

Gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Sahra Damus und Vertreter*innen der Helsinki Kommission (Baltic Marine Environment Protection Commission) hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) gestern 400 Jungtiere des Baltischen Störs in die Oder entlassen. Mit dem Besatz sollen die Elterntier-Bestände im Odereinzugsgebiet stabilisiert werden, um eine sich langfristig selbst erhaltende Population in der Oder aufzubauen. Sahra Damus wird für das Projekt einen Teil ihrer Diät spenden, während sie sich in Elternzeit befindet.

Sahra Damus kommentiert: „Der Stör existierte bereits vor über 200 Millionen Jahren. Er ist ein lebendes Fossil, das in unserer Region heimisch war. Er wurde Opfer von Überfischung, Verschmutzung und dem Ausbau von Gewässern, die diese wunderbaren Wanderfische aussterben ließen. Seit 26 Jahren gibt es jedoch erfolgreiche Bemühungen von Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen, Vereinen und Behörden, den Stör an Elbe und Oder wiederanzusiedeln und die Durchgängigkeit unserer Gewässer wiederherzustellen, damit die Fische ihre Laichplätze erreichen können. Ich bin froh, dass das Land Brandenburg dieses gewaltige Programm des IGBs zur Wiederansiedlung des Störs finanziell unterstützt. Gleichzeitig empört es mich, dass Polen währenddessen einseitig den Oder-Ausbau vorantreibt, ohne den Abschluss der Umweltverträglichkeitsprüfung abzuwarten. Die Ausbaupläne gefährden den Lebensraum dieser und zahlreicher weiterer Arten in der Oder. Das Brandenburger Umweltministerium und die Umwelt- und Naturschutzverbände hatten bereits im August 2020 Widersprüche gegen den Bescheid der Regionaldirektion Umweltschutz in Stettin eingelegt. Vorgestern, am 10. Mai, wurde der Entscheidungstermin über die Widersprüche aber zum fünften Mal um mehrere Monate verschoben – diesmal bis zum 30. Juni. Die polnische Seite sieht keine aufschiebende Wirkung der Widersprüche, sondern schafft einfach Tatsachen – die Bagger rollen und der Ausbau ist in vollem Gange. Seit fast 2 Jahren werden die Bedenken von deutscher Seite ignoriert. Gute Nachbarschaft geht anders! Der Oder-Ausbau auf polnischer Seite muss gestoppt werden!“

Hintergrund:

Der Besatz war Teil des vom IGB koordinierten Wiederansiedlungsprogramms für den baltischen Stör in der Oder. Die Fische stammen aus Nachzuchten des Elterntierbestandes, den die Gesellschaft zur Rettung des Störs in Zusammenarbeit mit der Landesforschungsanstalt für Fischerei Mecklenburg-Vorpommern aufgebaut hat. Die sogenannten Satzfische wurden in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern herangezogen. Das Land Brandenburg unterstützt dieses Programm seit Beginn der 2000er Jahre. Die ausgesetzten Fische verbringen etwa 2 Jahre in der Oder, bevor sie weiter in die Ostsee wandern. Dann kehren sie hoffentlich als ausgewachsene Tiere zum Laichen wieder zu den Flüssen zurück. 2007 fand der erste experimentelle Besatz in der Oder statt, mit 50 Jungtieren. Bisher wurden etwa 3,5 Mio Jungstöre durch diese Programme aufgezüchtet und in die Oder und ihre Nebenflüsse besetzt.

Am 20. Mai lädt Sahra Damus im Rahmen der Halbzeitbilanz der grünen Landtagsfraktion ab 18:30 in die Konzerthalle Frankfurt (Oder) ein, um mit Umweltminister Axel Vogel, Naturschutzexpert*innen und weiteren Landespolitiker*innen über den Hochwasserschutz und den Oder-Ausbau ins Gespräch zu kommen. In diesem Jahr jährt sich das Oderhochwasser von 1997 zum 25. Mal.

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