Juli 9, 2021 | Meine Themen

Sommertour – Etappe 3: Kultur und Gedenken in Lieberose und Jamlitz mit Isabell Hiekel

Einen Tag lang waren wir in und um Lieberose und Jamlitz unterwegs, ich als kulturpolitische Sprecherin, Isabell Hiekel als regionale Abgeordnete. Die Gleise hinter dem ehemaligen Bahnhof Jamlitz sind lange rausgerissen. Schade, denn die Anbindung mit ÖPNV ist eine Katastrophe, dabei gibt es so viele wichtige und spannende Orte hier. Der Verein Karuna betreibt im alten Bahnhof das Justus-Dellbrück-Haus, in dem Straßenkinder und -jugendliche ein Unterkunft und neue Perspektiven finden, gleichzeitig ist es Museum und Bildungsstätte. Die Finanzierung hängt immer wieder am seidenen Faden trotz des großen Engagements des Personals. Sie kooperieren u.a. mit der Dokumentationsstätte KZ-Außenlager / Sowjetisches Speziallager Jamlitz-Lieberose. Die Jugendlichen können dort eigene Projekte umsetzen, neulich etwa wurde ein symbolisches Grab für die Ermordeten errichtet. Denn viele von ihnen wurden nie gefunden und begraben. Andreas Weigelt leitet die Dokumentationsstätte und berichtet, wie ältere Dorfbewohner sich noch an Schreie erinnern können, als die Gefangenen in den Baracken getötet wurden. Nicht viele Spuren sind auf dem Gelände des KZs und des Speziallagers erhalten, das im Prinzip mitten im Dorf liegt und an die Gartenzäune der Nachbarn angrenzt. Die Dokumentationsstätte macht aber vieles sichtbar. Laut Beschluss des Stiftungsrats soll sie als eine der bedeutendsten Gedenkorte in Brandenburg Teil der Brandenburgischen Gedenkstättenstiftung werden. Die Umsetzung des Konzepts und die Finanzierung sind aber noch unklar. Die Aktiven vor Ort wollen endlich Klarheit und Perspektiven. Außerdem gibt es die Gedenkstätte Waldfriedhof, auf der Angehörige Grabsteine für ihre verlorenen Familienmitglieder auslegen können. Und in Lieberose erinnert eine Gedenkstätte aus DDR-Zeiten zusätzlich an diesen Ort. Hier bedarf es einer differenzierten Darstellung und Einordnung aber auch ein Sichtbarmachen des unterschiedlichen Umgangs mit dem Ort zu DDR-Zeiten und heute.

Anschließend bekamen wir eine Führung von Inka Thunecke durch die Rohkunstbau-Ausstellung im Schloss Lieberose. Das Schloss erlitt schwere Kriegsschäden, aber ein Großteil blieb erhalten, inkl. des beeindruckenden Stucks aus dem Barock – vom selben Künstler wie im Kloster Neuzelle. Dach, Fenster und Keller sind gesichert und das Schloss somit trocken. Für alles andere fehlt das Geld. Allerdings hat das etwas wilde Schloss damit auch einen besonderen Charme und wird für Kulturveranstaltungen und Führungen genutzt. Die Engagierten für das Schloss treibt ein möglicher Verkauf durch die Schlösser GmbH um. Die kulturelle Nutzung sollte in jedem Fall erhalten bleiben!

      

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