im Landtag

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Februar 26, 2020 | im Landtag

Landtag beschließt Dialogprozess für gute Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft

Der von uns in die Koalitionsverhandlungen eingebrachte Dialogprozess für gute Arbeit an Hochschulen wird umgesetzt. Seit Jahren steigt im Wissenschaftssystem der Anteil von Befristungen. Lehrende müssen immer mehr Stunden unterrichten, was zu Lasten der Betreuung von Studierenden und der Forschung geht. Studentische Beschäftigte und Lehrbeauftragte fallen nicht unter Tarifverträge. Noch immer steigen Frauen häufiger aus als auf in der Wissenschaft.

Es ist uns wichtig, die Hochschulleitungen, die Beschäftigten, die Studierenden und die Gewerkschaften an einen Tisch zu bringen, auf Augenhöhe, um Lösungen zu finden, die sowohl Arbeitgeber*innen als auch Arbeitnehmer*innen mittragen können.

Das Prinzip Dauerstellen für Daueraufgaben ist in den Hochschulverträgen vereinbart, aber die Umsetzung stockt. Die Wissenschaft wird heute wieder mehr gebraucht denn je. Sie muss gut aufgestellt sein gegen Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit von Rechtsaußen. Forschung ist wichtig für eine faktenbasierte Auseinandersetzung in unserer Gesellschaft, sei es beim Thema Klimawandel, sei es beim Thema Geschlechtergerechtigkeit. Gute Lehre ist wichtig, um Studierende für Brandenburg zu begeistern und hier zu halten. Und für all das sind faire und verlässliche Arbeitsbedingungen die notwendige Basis.

>> Sahra Damus spricht zum Antrag „Codex für „Gute Arbeit in der Wissenschaft“ jetzt initiieren“

>> Beschlussempfehlung des Ausschusses (pdf-Datei)

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Februar 21, 2020 | Anfragen, im Landtag, Meine Themen

Lärmbelastung durch die A 12 im Bereich des Stadtgebietes von Frankfurt (Oder)

Mündliche Anfrage an die Landesregierung

Antwort des Ministers für Infrastruktur und Landesplanung Beermann

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Januar 23, 2020 | im Landtag, Meine Reden

Meine Rede zum Antrag von vier Fraktionen „Jüdisches Leben in Brandenburg fördern und schützen“

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Parlamentspräsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

Am Montag hat sich der Tag der Wannseekonferenz gejährt. Auf dieser Konferenz und den Folgekonferenzen beschlossen Vertreter des nationalsozialistischen Regimes detailgenau, wie sie die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden organisieren wollte. Am Wannsee wurde der industrielle Völkermord präzise geplant. Um dann von einer staatlichen Bürokratie ausgeführt zu werden. 

Eine Überlebende dieses Völkermords, Eva Fahidi, sagte 2015 über ihre Ankunft in Auschwitz-Birkenau: 

„Alles, was mit uns geschah, von dem ersten Atemzug in der von brennenden Leichen stinkenden Luft, bis zum Schlaf auf dem kahlen Boden der halbfertigen Baracken,war mit Herabsetzung verbunden.“

Die Zahl ist noch immer unvorstellbar: mehr als sechs Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden waren es am Ende. Dahinter stehen Millionen von Einzelschicksale unerträglichen und unermesslichen Leids. Symbolhaft für diese Vielen steht heute der Name Auschwitz. Dessen Befreiung durch die rote Armee am 27. Januar jährt sich dieses Jahr zum 75sten Mal. 

Aber auch in anderen Vernichtungslagern wie in Bełżec, Sobibór und Treblinka wurden Millionen Jüdinnen und Juden – vor allem aus Polen – ermordet. Diese östlichen Orte sind heute nur wenig erschlossen und schwer zugänglich. Andrea Löw vom Zentrum für Holocaust-Studien am Münchner Institut für Zeitgeschichte zu Recht jüngst in Erinnerung. 

Am 27. Januar gedenken wir auch den weiteren Opfergruppen, die das Naziregime zu seinen Feinden erklärt hatte. Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen, Schwule, Lesben, trans * Personen, Menschen im Widerstand, unterschiedlicher Parteien, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungen, Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene, Menschen, die als „asozial“ bezeichnet wurden oder schlichtweg der Willkür der Nazis ausgesetzt waren. Lange hat es gedauert, bis alle Gruppen als Opfer des Naziregimes anerkannt wurden, und die Debatten dazu gehen weiter.

Wir haben in Brandenburg mehrere authentische Orte, die die Verbrechen der Nazis und das Leiden der Menschen dokumentieren. Es ist und bleibt wichtig, dass wir heute als Landtag bekräftigen: Diese Orte des Gedenkens und der politischen Bildung müssen alle erforderliche Unterstützung erhalten. Denn ihre Arbeit ist heute wichtiger denn je.

Es macht mich fassungslos mit welcher Vehemenz Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Teilen unserer Gesellschaft heute wieder offen, ja ich möchte sagen auch wieder offener demonstriert wird. Es ist unerträglich, dass Übergriffe auf Menschen und Einrichtungen wieder zunehmen. Die aufgeheizte Stimmung in den sozialen Netzwerken und im öffentlichen Raum befeuert dies. Manchmal leider im wahrsten Sinne des Wortes. Die letzten Wahlergebnisse, vor allem in Brandenburg, Sachsen und Thüringen, zeigen, welch erschreckend hohen Zuspruch Vertreter*innen dieser Menschenfeindlichkeit erhalten.

Mit diesem Antrag sagen wir aber ganz klar: Die Mehrheit des Landtags steht für eine offene Gesellschaft und gegen Hass und Hetze. Wir erklären uns solidarisch mit Menschen, die angegriffen werden, aus Motiven gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit oder weil sie sich für das Gemeinwesen engagieren, wie jüngst der Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby, auf den beides zutrifft. Den Angriff auf sein Wahlkreisbüro verurteilen wir aufs Schärfste.

Die tödlichen Schüsse von Halle im Oktober, abgefeuert von einem Rechtsextremisten, der am Yom Kippur Festtag einen Massenmord an der jüdischen Gemeinde verüben wollte sind Ausdruck eines aggressiven Antisemitismus, der uns alle alarmiert hat. Wir stehen auch in Brandenburg in der Verantwortung, alle jüdischen Einrichtungen bestmöglich zu schützen. Und dafür müssen wir selbstverständlich auch die notwendigen Mittel zru Verfügung stellen. Und wir sollten uns bereit halten Antisemitismus, egal in welcher Form er uns begegnet, entschieden entgegen zu treten.

75 Jahre nach dem Ende der Shoah sind wir froh, dass Jüdinnen und Juden in Brandenburg leben und ein aktives Gemeindeleben entwickelt haben. Der Wiederaufbau der jüdischen Synagoge in Potsdam ist eine wunderbares Zeichen dafür. Wir unterstützen die Stätten der Rabbiner- und Kantor*innenausbildung an der Uni Potsdam und dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem Zacharias Frankel College.

Wir sollten uns heute und hier unmissverständlich bekennen, zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus und zu Förderung und Schutz des jüdischen Lebens in Brandenburg Dies tun wir ausdrücklich mit diesem Antrag. Wir bitten um Zustimmung.

>> Antrag „Jüdisches Leben in Brandenburg fördern und schützen“ (pdf-Datei)

>> Video zur parlamentarischen Debate (Quelle: rbb) 

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Januar 22, 2020 | im Landtag, Meine Reden

Meine Rede zum Antrag der AfD-Fraktion „Bekenntnis zur Familie als Eckpfeiler der Gesellschaft“

Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Präsidentin, liebe Kolleg*innen, liebe Gäste

wenn ich den Antrag der AfD-Fraktion so lese, habe ich den Eindruck, sie wünschen sich in die Vergangenheit zurück. In ihrer Wunschvorstellung besteht eine Familie aus Vater und Mutter, natürlich verheiratet und mehreren Kindern. Der Mann ernährt die Familie, die Mutter ist Hausfrau. Sich scheiden lassen, Kinder allein erziehen: Das sind für sie bedauerliche Fälle, die eben vorkommen, aber nicht das Wahre sind. Wünschen Sie sich auch in eine Zeit zurück, in der Homosexualität noch verboten war? 

Meine Herren und wenige Damen der AfD: Diese Zeiten sind vorbei, und sie werden auch durch Ihre Anträge nicht wiederkommen. Das wissen Sie im Grunde ja auch. Trotzdem stellen Sie diesen Antrag, der keinerlei Vorschläge für konkrete Maßnahmen enthält, sondern der vor allem folgendes ist: Stimmungsmache und ein Nicht-Wahrhaben-Wollen, dass die Gesellschaft sich längst weiterentwickelt hat.

Stimmungsmache gegen die Vielfalt, die heute Familie ausmacht: Familien mit heterosexuellen Eltern, mit zwei Müttern, mit zwei Vätern, mit trans* Menschen, verheiratet, unverheiratet, geschieden, verwitwet, Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Mehrelternfamilien, Pflegefamilien.  Letztlich hat es diese Vielfalt schon sehr lange gegeben, aber es war ein weiter Weg, bis sie offen gezeigt werden konnte. Und bis wir eine annähernd gleichberechtigte rechtliche Grundlage für all diese Familienformen hatten. Annähernd – denn das Abstammungsrecht benachteiligt noch immer Kinder von lesbischen Paaren. Kinder von Alleinerziehenden sind ökonomisch im Hintertreffen und das Ehegattensplitting geht zu Lasten von Familien mit unverheirateten Eltern.

Aber darum geht es doch beim Thema Familie in erster Linie: Um das Wohl des Kindes. Und die Wertschätzung dafür, dass Menschen Sorge-arbeit und Verantwortung übernehmen – egal in welcher Konstellation.

Eine Geburtenrate unter dem „Bestandserhaltungsniveau“ bedrohe die Zukunft unseres Landes schreiben Sie in Ihrem Antrag. Wie soll man das verstehen, Fortpflanzung fürs Vaterland? Sie blicken auf Frauen als Gebärmaschinen, die gefälligst einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen habe, nicht als Personen, die individuelle Entscheidungen treffen. Ich muss ihnen nicht sagen, wann in der deutschen Geschichte das schon mal so war. In ihrer Partei, deren Mitglieder zu über 80% Männer sind, scheint es wohl salonfähig, Frauen auf Gebärfähigkeit zu reduzieren und in den Dienst nationalistischer Ideologie zu stellen.

Sie sorgen sich auch um die Altersstruktur unseres Landes. Aber wissen sie was? Wenn Menschen länger leben, ist das etwas positives. Auf so etwas reagiert man durch eine Reform unseres Rentensystems und der Pflege, nicht durch den Aufruf sich gefälligst mehr fortzupflanzen.

Sie schreiben außerdem, Familien bringen mehr Kinder hervor als jedes andere Lebensmodell. Wissen Sie, was da drin steckt, dass Sie nämlich vielen Menschen, die in diesem Land füreinander da sind und Verantwortung übernehmen, absprechen sich Familie nennen zu dürfen. Sagen Sie auch Alice Weidel ins Gesicht, dass sie nicht in einer Familie lebt, sondern nur in einem Lebensmodell? Nicht nur Heterosexuelle und nicht nur Paare können Kinder bekommen oder sie adoptieren, falls Ihnen das verborgen geblieben ist. 

Und noch ein unschönes Detail aus Ihrem Antrag: Ihre „klassische“ Familie werde im besonderen Maße der Natur des Menschen gerecht. 

Moment – darf ich da noch mal nachhaken?

Andere Familienkonstellationen sind also unnatürlich, vielleicht sogar krank? Was genau wollen Sie uns damit sagen? Nun meinen Sie, diese Einwände abtun zu können, mit der Behauptung, dass Politik für die Mehrheitsgesellschaft keine Aufgabe des Minderheitenschutzes bedeute. Wenn Sie aber Familien aus heterosexuellen Eheleuten mit Kindern fördern wollen, allenfalls noch Alleinerziehende, dann ist doch im Umkehrschluss klar, wem ihre Unterstützung nicht gilt. Nicht den unverheirateten Paaren mit Kindern und nicht den lesbischen Müttern und schwulen Vätern. 

Und wenn Sie dann noch in Frage stellen, dass Kinder in diesen Familien gut aufgehoben sind, kann ich Sie beruhigen: Kinder sind bei gleichgeschlechtlichen Paaren genau so gut aufgehoben, wie bei heterosexuellen Eltern. Was diesen Familien eher das Leben schwer macht, sind gelegentliche Anfeindungen, auch aus der AfD.

Worum es Ihnen aber in letzter Konsequenz geht, offenbart sich in der Begründung Ihres Antrages: Viel zu wenig Neugeborene, das laufe letztendlich auf die Existenzfrage unserer Kultur hinaus. Da ist sie – die Angst, dass wir Deutschen aussterben könnten. Darum muss sie unbedingt angekurbelt werden, die Geburtenrate, sonst droht die feindliche Übernahme durch Einwandererfamilien. Einige Ihrer Parteikollegen sagen ganz unverhohlen: Umvolkung. 

Nur so lässt sich für mich auch erklären, dass unter einem ähnlichen AfD-Antrag im Bundestag als erster Name ausgerechnet der von Alice Weidel steht, einer offen lesbischen Frau, verpartnert mit einer Frau und gemeinsamen Kindern. Es ist letztlich der Rassismus, der sie eint in der AfD, nicht die Sorge um gute Bedingungen für Familien. Diese Koalition, und ich denke, das gilt letztlich für alle anderen Fraktionen in diesem Haus, ist angetreten, um Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen zu geben, über frühe Hilfen, hohe Qualität in Kitas, die schrittweise kostenfrei werden, bis hin zu guter Bildung, in Ausbildung oder im Studium. Wir wollen Familien stärken, mit Beratung, mit Familienzentren, mit wohnortnaher Gesundheitsversorgung und Entlastung bei Pflegefällen. Wir wollen Familien individuell nach ihren Bedarfen fördern, und das heißt eben auch durch besondere Angebote,   für Alleinerziehende oder Regenbogenfamilien.

Mit Ihrer rückwärtsgewandten Stimmungsmache ist dagegen keiner einzigen Familie geholfen.

>> Video zur parlamentarischen Debatte (Quelle: rbb)

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